Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

28.09.2018

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"Überdachte Transparenz": Einweihung Bildungshaus St Hippolyt


Predigt

hiphaus

(Lesung 1.Könige 3,5-15)

 

Mit einem kräftigen Wort aus der Bibel, fällt mir grad ein: Manchmal hält uns der Atem des Wortes in Schwebe, heißt es in einem Gedicht einer Lyrikerin aus dem 20. Jhdt. Manchmal hält uns der Atem des Wortes in Schwebe ein starkes Wort, dass der König hier um Einheit bittet. So haben wir gelesen.

 

Lieber Herr Weihbischof, lieber Herr Generalvikar,
lieber Herr Landtagsabgeordneter,
lieber Herr Stadtrat,
liebe Patres von den Jesuiten,
liebe zu diesem Fest der Segnung versammelte Gemeinschaft der Freunde dieses Hauses,
liebe Leiter dieses Hauses und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

 

Manchmal hält uns der Atem des Wortes in Schwebe, hier in einem Raum, der geschaffen wurde um deutlich zu machen, Bildung ist Transparenz. Überdachte Transparenz in die Stadt, wie immer sie das überdacht jetzt verstehen. Man könnte auch sagen: Man könnte auch sagen: Die Architekten haben nachgedachte Transparenz hier geschaffen, eine Art Passagenmentalität, bei der man von außen schon sieht, was einem drinnen erwartet. Wenn man drinnen ist, spürt man, dass es auch ein Draußen gibt.

 

Eine Erfahrung, die uns hier helfen soll, sich nicht nur Wissen anzueignen. Das können wir alle, am Handy nachschauen. Unzähliges Wissen steht uns im weltweiten Netz zur Verfügung, aber hier geht es um Bildung. Eine Bildung des Herzens und Begegnung und Menschlichkeit, wie es vorher geheißen hat. Hier ist ein Bildungshaus, wo der Raum schon eine Botschaft ist. Eine zeitgenössische Botschaft, die uns nachdenklich macht, dass nicht immer alles so sein muss, wie es früher war, um einen Klang für die Seele zu erzeugen. Hier spielt ein Cello ohne Resonanzraum. Das hätte man sich früher wahrscheinlich nicht gedacht, das dies einmal möglich sein wird. Auch das ist eine Form digitaler Bildung, die wir hier erfahren. Damit zeigt das Bildungshaus, es gibt neue Entwicklungen, die uns zum Hören verlocken, uns nachdenklich machen, was es früher nie gegeben hätte.

 

Ich wünsche mir, dass dieser heutige Abend mit dieser Musik, mit den Worten, die Sie hier hören, stilbildend bleibt für diesen Ort. Ein „eleganter Ort der Bildung“ haben wir von den Architekten gehört. Ich möchte auch sagen, es gibt hier einen begnadeten Ort der katholischen Erwachsenenbildung, für Niederösterreich und ich glaube, darüber hinaus auch für Wien. Wir sind hier von Wien oft schneller erreichbar, wie innerhalb der Stadt. Das gilt es hineinzusagen nicht nur in das Land Niederösterreich, sondern auch in unsere Bundeshauptstadt Wien. Also von dorther erwarte ich auch, dass Menschen herkommen, um hier zu erfahren, wie man hier die Schnittstelle zwischen Glaube und Vernunft, lebensorientiert und lebensstärkend formuliert. Im Dialog, im Austausch, in der Begegnung, im Aufeinander-Zugehen, im Sich-Einhören in die Lebenswelten von heute um ein Miteinander. Nicht in autoritärer, hierarchischer Antworten, sondern in Augenhöhe voneinander zu lernen, wie heute das Leben gelingen kann. Ich wünsche mir, dass die Art des guten Lebens hier miteinander geteilt wird und hier miteinander gelernt wird. Damit tun wir der Welt gut.

 

Mein Wunsch an Sie ist, dass Sie Ihr Haus oft nützen. Ich sage deshalb Ihr Haus, weil ich vielen von Ihnen unterstelle, dass Sie durch Ihren Kirchenbeitrag hier mitgezahlt haben. Also gehe davon aus, dass Sie das, wofür Sie Ihr Geld geben auch nützen. Das war nicht eine versteckte Werbung, sondern eine offene Einladung, dass Sie zahlreich herkommen und andere darauf aufmerksam machen, welche Form der Herzensbildung hier an diesem Ort möglich ist. In dieser Stadt gibt es diesen begnadeten Ort mit Eleganz, mit Offenheit, wo im Dialog und in der Zukunftsorientierung Erwachsenenbildung heute gemacht wird.

 

Ich danke der Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser, dass sie das mittragen, dass wir oft hierherkommen, und dass wir die anderen darauf aufmerksam machen. Ich danke dem Architekten, allen die hier mitgearbeitet haben und vor allem der Leitung des Hauses. Das ist eine große Herausforderung heute ein Bildungshaus zu führen. In der digitalen Gesellschaft, in der digitalen Welt einen Ort zu schaffen, wo Menschen hinkommen, weil sie merken, Bildung ist ein Zugewinn an Lebensqualität. Das ist etwas, was man verbal oft nicht vermitteln kann. Man kann Leute auch nicht durch Werbung überreden zu kommen, sondern, man bietet Ihnen durch Dasein und Erleben lassen eine neue Form von Lebensraum, der auch andere davon überzeugt.

 

Es ist heute nicht einfach, Erwachsenenbildung vor allem katholische Erwachsenenbildung anzubieten. Am Bildungsmarkt gewinnt die berufsorientierte Weiterbildung immer mehr Zuwachs. Im gesellschaftlichen Miteinander vereinnahmt die Freizeitindustrie den Menschen.  Und da soll noch jemand auf einen Workshop gehen? Nein, sobald Sie einmal hier waren, wissen Sie, warum es sich lohnt, nach St. Hippolyt zu gehen. Hierher an diesen Ort, mit diesen Räumlichkeiten. Sie werden verändert mit einer neuen Trittsicherheit Ihr Leben gestalten und ich wünsche Ihnen, dass Sie vorne an der Bar viele Gespräche führen. Der weiteste Weg zur Tür beim Nachhause gehen ist ja der von der Schank. Denn von diesem Platz aus kann man jederzeit gehen und da man jederzeit gehen kann, deshalb bleibt man und bleibt länger als wenn man sitzt, aufsteht, grüßt und nach Hause geht.

 

Ich hoffe, dass Sie sich oft und lange hier aufhalten, sich austauschen möchten, dass hier in großer Freiheit einander begegnen können und lange erzählen dürfen, weil es hier Menschen gibt, die Ihnen zuhören, die Sie herausfordern, an deren Widerstand Sie wachsen werden. Ich wünsche mir ein anspruchsvolles Programm hier, in diesem Haus, eine herausforderndes. Ich erwarte mir ein Programm, das aus der Banalität des Alltags herausragt, aus jener Banalität, in die wir oft hineingezogen werden, durch so mache mediale Berichterstattungen oder auch durch Kommentare. Hier darf es nicht die Ebene der Banalität bleiben. Hier braucht es dafür anspruchsvolle, hintergründige, herausfordernde Zeitgespräche, mit der Politik, mit gesellschaftlichen Entwicklungen, die Kunst wird uns dabei helfen, die Literatur und die Sprache und vor allem die Weisheit, die manche von Ihnen in Ihrem Leben sich durch Mühe und durch Bildung erworben haben.

 

Ich wünsche mir, dass Menschen hier einander begegnen und man spürt, dass sie die Weisheit des Herzens leben und deshalb so gewinnend für die Gesellschaft sind.

 

Ich danke allen, die hier gearbeitet haben, es ist wirklich ein Geschenk für mich, als neuer Bischof von St. Pölten. Ich danke denen, die das geplant haben vorher, im Domkapitel, im Konsistorium. Die mussten das ja alles beschließen, damit so etwas entstehen darf. Sie haben das alles vor meiner Zeit gemacht, wie ich herkam hat es geheißen, hier beginnt die Baustelle. Meistens ist die Planungsphase viel länger wie die Bauzeit, also danke ich allen, die da so lange geplant und überlegt haben und dadurch dieses Werk entstehen ließen.

 

Es ist wirklich ein sehr, sehr schöner Beginn für mich hier in St. Pölten, hier in diesem Rahmen ein Segensgebet zu sprechen, wo ich weiß, die Kirche denkt voraus, gestaltet Kunst und schafft Lebensorientierung. Sie haben das Glück, dass Sie zu den Ersten gehören, die dabei sind. Ich gratuliere Ihnen dazu.

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