Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

24.03.2019

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#Rastplatz 2019 3. Fastensonntag: Umkehr braucht Wachsamkeit


Predigt

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Evangelium: Lk 13,1-9

Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.

 

Dieses Evangelium erinnert uns an das Wort, das bei der Austeilung des Aschenkreuzes zugesprochen wird: „Bekehre dich und glaub an das Evangelium“ (vgl. Mk 1,14).

 

Der erste Teil des Evangeliums (Lk 13,1-9) enthält zwei Mal die nicht bedrohende, aber herausfordernde Ansage: „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“ (Lk 13,3, Lk 13,5) Früher haben die Menschen bei solchen Sätzen erschrocken aufgehorcht. Heute wenden sich die Menschen eher kopfschüttelnd ab und gehen weg.

 

Mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der Bekehrung, verbunden mit den beiden drastischen Katastrophenberichten (Lk 13,1 und 13,4), will Jesus sagen, dass Umkehr/Bekehrung nicht nur lebensnotwendig, sondern mehr noch heilsnotwendig ist. Dies wird dann in dem folgenden Gleichnis vom Feigenbaum anschaulich dargelegt. Denn das Evangelium bleibt nicht bei diesen ernsthaften Appellen stehen, sondern erzählt im zweiten Teil das ermutigende Gleichnis vom Feigenbaum. Der Weingartenbesitzer fordert seinen Weingärtner auf, den Feigenbaum, der seit drei Jahren keine Früchte trägt, umzuhauen. Als der Weingärtner die Bedrohung für diesen Baum erkannte, da kehrte er selbst um, erkannte seine Verantwortung für den Feigenbaum und änderte sein Verhalten. Bisher war sein Einsatz für diesen Baum zu wenig. Er beschloss, dem Baum seine ganze Aufmerksamkeit und körperliche Kraft zu schenken, um ihm das Leben zu retten. Durch die Liebe des Weingärtners zu diesem Baum erhält er – vielleicht zum ersten Mal bewusst – eine Chance zum Leben, es wird ihm noch ein weiteres Jahr geschenkt.

 

Aufruf und Einladung zur Umkehr und Bekehrung sind also weniger Drohung oder Anforderung, die uns zugemutet werden, sondern sie sind eine Einladung, den Boden, also die Wachstumsbedingungen für die Lebensentfaltung des uns Anvertrauten anzuschauen, zu bearbeiten und zu fördern.

 

Dieses Gleichnis ist also eine gute Hilfe, um die anspruchsvollen Aussagen im ersten Teil dieses Evangeliums verstehen zu können. Hier werden wir Menschen aufgefordert umzukehren, das heißt, eine Kultur des Lebens und eine Zivilisation der Liebe zu leben, in der nichts und niemand untergehen, also verloren gehen muss.

 

Sich nicht bekehren wollen hängt ja wie ein Verhängnis damit zusammen, dass sich ein Mensch oder eine Gemeinschaft abwendet vom Leben, von der Wahrheit und von der Liebe. Das führt in den Tod, im Bild des Feigenbaumes gesagt: das führt in die Vernichtung, in die Zerstörung, „man wird umgehauen“ oder „‚es‘ haut einen um“. In dieser Bibelstelle erfährt der Mensch einmal mehr, dass das Leben auf dem Weg zu Gott mit der Liebe gelingen kann.

 

Umkehr braucht also die Wachsamkeit für die persönlichen Bodenverhältnisse, das heißt wir Menschen brauchen ein Empfinden für das, was in uns noch nicht genug liebenswürdig ist und deshalb umso mehr zum Leben und Überleben gefördert werden sollte. Darin liegt die belebende Herausforderung von Umkehr und Bekehrung.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie die einladende Aufforderung zur Umkehr als Chance zu einer neuen Lebensentfaltung für sich selbst und für andere annehmen können.

 

Fragen zur Besinnung:

  • Wie sieht mein Weg der Bekehrung aus?
  • Was will ich noch tun?
  • Gibt es für mich Menschen, die mir, so wie der Weingärtner, eine neue Chance geben, oder denen ich als Weingärtner eine neue Chance schenken kann?
  • Welcher Baum braucht derzeit im Weingarten meines leiblichen, seelischen, geistigen und geistlichen Lebens eine besondere Zuwendung und anhaltende Pflege?

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