Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

10.03.2019

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#Rastplatz 2019 1. Fastensonntag: Beziehung zu Gott klarstellen


Predigt

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Evangelium: Lk 4,1-13

Der Geist führte ihn in der Wüste umher, und dabei wurde er vom Teufel in Versuchung geführt.

 

Im Evangelium des ersten Fastensonntags werden wir eingeladen, gemeinsam mit Jesus Christus unsere Beziehung zu Gott klarzustellen, das heißt, uns in der Gottesfrage zu positionieren. Auch heute werden Menschen vom Bösen angefochten und umhergeführt. In der Auseinandersetzung und Gegenüberstellung mit dem Bösen brechen dann die existenziellen Grundfragen auf nach dem Habenwollen (Brot, Gier, Geld, materielles Vermögen), Geltenwollen (Macht über andere, Ansehen, Prestige, Äußerlichkeiten) und Seinwollen („wie Gott“, Star, Diva, Überlegenheit). Im Vaterunser-Gebet, wenn es heißt: „… und führe uns nicht in Versuchung …“, bitten wir Gott um Hilfe, dass wir diese Versuchungen bestehen und ihnen widerstehen können.

 

Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt dazu: „Wir bitten ihn, uns nicht den Weg beschreiten zu lassen, der zur Sünde führt. Wir stehen im Kampf ‚zwischen dem Fleisch und dem Geist’. So fleht diese Bitte des Vaterunsers um den Geist der Unterscheidung und der Kraft“ (KKK 2846).

Das Evangelium offenbart uns mit dem Blick auf Jesus, wie wir Menschen die Versuchungen des täglichen Lebens aufrecht und aufrichtig bestehen können. Versuchungen haben viele Gesichter, wie zum Beispiel die Vorstellung, alles selbst machen zu können und aus allem alles (er)schaffen zu können. Ein anderes Gesicht der Versuchung besteht darin, die lebensfördernde Herrschaft Gottes nicht mehr anzuerkennen. Daraus entsteht die Gefahr, dass der Mensch den Menschen beherrschen will und wird. Außerdem zeigt sich die Versuchung immer wieder auch in den alltäglichen Herausforderungen des Lebens. Menschen fordern ihr Leben heraus auf der Straße, im Sport oder beispielsweise in der Maßlosigkeit ihrer Arbeit. Dabei gefährden sie auch oft das Leben anderer mit.

 

Die Antworten Jesu geben uns eine Orientierung am Beginn der Fastenzeit, der Zeit der inneren Erneuerung. „Der Mensch lebt nicht nur von Brot“ (Lk 4,4). Damit ist gemeint, dass der Mensch nicht nur vom Essen und Trinken leben kann. Er braucht auch die Nahrung für Geist und Seele. Da Jesus um den Hunger und Durst der Menschen nach Gerechtigkeit, Frieden, Vertrauen und Würde weiß und sich ganz dafür einsetzt, sagt er von sich: „Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,58).

 

Eine weitere Antwort gibt Jesus auf die Versuchung nach Macht und Herrlichkeit der Welt: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Lk 4,8).

 

Eine Gesellschaft, die meint ohne Gott auszukommen, ist trotz aller großen Leistungen in ihrer Wurzel bedroht. Eine Gemeinschaft wird und bleibt dadurch für jeden Einzelnen, füreinander und für die anderen stark, wenn jeder von Gottes Geist bewegt wird, zur Liebe und zu einer Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung beizutragen. Der Glaube an Gott ist für das Zusammenleben nicht nur hilfreich, sondern unentbehrlich.

 

Schließlich antwortet Jesus auf die Versuchung, Gott auf die Probe zu stellen, um ihn damit zu entmachten, mit folgenden Worten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen“ (Lk 4,12).

 

„Gott zu versuchen bedeutet, dass man seine Güte und Allmacht durch Worte oder Taten auf die Probe stellt. […] Die Herausforderung, die in einem solchen Ansinnen an Gott liegt, verletzt die Ehrfurcht und das Vertrauen, die wir unserem Schöpfer und Herrn schulden“ (KKK 2119).

 

Gott auf die Probe zu stellen heißt, seiner Liebe zu misstrauen und sie mit irgendetwas anderem, das dann „vergöttert“, das heißt zum Götzen wird, ersetzen zu wollen.

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Kraft haben, in den Versuchungen des Lebens immer wieder eine Entscheidung des Herzens und der Liebe für Gott zu wagen und zu treffen.

 

Fragen zur Besinnung:

  • Wovon und wofür lebe ich? 
  • Vor wem oder vor was gehe ich in die Knie?
  • Wo war oder bin ich in Gefahr, meinen Glauben aufs Spiel zu setzen und Gott selbst auf die Probe zu stellen?

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