Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

03.09.2020

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Predigt TV Gottesdienst Maria Taferl 23.8.2020


Predigt

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Liebe Mitfeiernde, liebe Schwestern und Brüder!

 

Wer nach Maria Taferl kommt, schaut zunächst in die Weite der Landschaft hinein. Unten die Donau in ihrer Ruhe – manchmal auch mit Hochwasser. Die schweren Schiffe, die da fahren. Wer zu Fuß kommt, der spürt in seinen Füßen noch den Aufstieg hier zum Heiligtum her. Und dann dreht sich die Pilgerin/der Pilger um und sieht die großen Türme und das große Tor. Und dann tritt man ein. Und atmet durch – in der Weite dieses Raumes. Ein barocker, himmlisch ausgestalteter Hochzeitssaal, in den wir da eintreten. Und je weiter man nach vorne kommt, sieht man die kleine Figur: Eine Frau mit einem Erwachsenen auf ihren Knien. Es ist Maria, die Jesus auf ihrem Schoß hält. Pieta nennt man diese Darstellung.

 

Eine Situation, die im Leben immer verkehrt ist: Wenn ein Kind vor den Eltern stirbt, ist das immer verkehrt. Und das ist hier das Gnadenbild. Weil es nicht das Letzte war. Das war nicht das Ende des Lebens dieses Jesus von Nazareth. Wir wissen und bekennen, dass er auferstanden ist. Er, den sie vor den Toren der Stadt begraben haben, ist am dritten Tag auferstanden. Und das Leben hat eine neue Kraft bekommen. Deshalb ist diese Kirche erbaut worden. Wäre Jesus von Nazareth nicht auferstanden, dann gäbe es diesen Ort nicht, und wir wären heute auch nicht hier. Das ist gebauter Glaube an die Auferstehung. Und das Sinnbild für den Auferstandenen, das Osterlicht hier vorne an der Osterkerze, das spiegelt sich überall in dem Gold hier wider. Das Gold ist festgewordenes Osterlicht, das hier einfängt diese Botschaft: Das Leben endet nicht im Tod. Der Tod beendet das Sterben, aber nicht das Leben. Und das erzählen wir in dieser Kirche hier. Diese Geschichten von dem Jesus von Nazareth und dem wandernden Gottesvolk.

 

Er ist ja selber auf der Wanderschaft zur Welt gekommen und war dann, nachdem er Bauhandwerker war, Wanderprediger. Er ging dann mit seinem Freundeskreis durch das schöne Land in Galiläa und hat ihnen immer wieder vom Leben erzählt.

 

Und heute haben wir gehört, einmal fragte er seine Jünger: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Und dann fragt er den Petrus: „Und ihr, für wen haltet ihr mich?“

 

Bevor ich Ihnen die Antwort des Petrus wiederhole, frage ich Sie: Für wen halten Sie Jesus von Nazareth? Nein, ich frag’s anders, ich frage mich: Wer ist Jesus von Nazareth für mich?

 

Für mich ist er ein Mensch, der unheimlich starke Geschichten erzählt hat. Von dem verlorenen Sohn und dann war er immer so heilend mit den Menschen unterwegs, so einfühlsam, so zuhörend. Sie haben ihn verstanden, manchmal haben sie ihn nicht verstanden. Dann ging er mit den zweien nach Emmaus. Und sie merkten, es ist ihnen gut ums Herz. Und ein anderes Mal zeigte er sich Maria von Magdala und sagte: „Jetzt geh zu meinen Brüdern und sprich vom Leben!“

 

Das ist der Jesus von Nazareth, der manchmal auf dem Weg stehenbleibt, fragt. Aber immer den Staub der Erde zwischen seinen Füßen kennt. Unser Gott gibt keine Ratschläge von oben her, sondern unser Gott geht den Weg mit den Menschen. Nur: Wer es mit Jesus zu tun hat, der bekommt es mit Gott zu tun. Mit einem Gott, der nach dem Menschen fragt und mit den Menschen geht. Wer nach Jesus fragt, der bekommt es mit einem Gott zu tun, dessen Programm Liebe und Leben ist. Das ist das Programm, Schwestern und Brüder, das die Christen haben. Ein Programm von Liebe und Leben. Das ist das, was uns in Maria Taferl so zu Herzen geht.

 

Jede Kirche ist ein Ort der Hoffnung, ein Ort der Erinnerung, ein Rastplatz für pilgernde Menschen, eine Einladung, in die Freundschaft Jesu hineinzuwachsen. Und mit ihm dann mehr Liebe in die Welt zu bringen. Ich lade Sie ein, machen wir das heute wieder: Mehr Liebe der Welt zu schenken.

 

Amen.

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