Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

24.12.2023

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Predigt Christmette


Predigt

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Liebe Schwestern, liebe Brüder! Liebe geistliche Schwestern, lieber Weihbischof, lieber Dompfarrer! Liebe in dieser Nachtstunde versammelte Gemeinschaft!

 

Was sich heute ereignet und wir als Kirche feiern, das kann man sich nicht erarbeiten. Das ist nicht das Ergebnis von Friedensverhandlungen von zerstrittenen Völkern. Das lässt sich durch nichts ableiten. „Es geschah“, hat es geheißen. Da gibt es jetzt nicht Täter und Opfer und Sieger und Verlierer, sondern „es geschah“. In der Zeit, als das Land Palästina besetzt ist von den Römern. Als man noch immer nach dem Ausschau hielt, was der Prophet Jesaja sagte: Dass der Stock des Antreibers zerbrochen ist. Und der Stiefel der Soldaten. Und der Mantel, der im Blut gewälzt ist, verbrannt wird. Das war zurzeit des Augustus nicht. Und trotzdem heißt es, „es geschah“. Als der Kaiser alles registrieren ließ, als nur noch Zahlen zählten. Da geschah es. Da zog Josef von Nazareth in Galiläa nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt. Dort, auf den Feldern, wo der Vater des David war, Isai, dort, bei diesen Höhlen, den Feldern draußen, dort erwartete Maria das Kind.

 

Es geschah, hat es weitergeheißen: „Es geschah, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn“. Da begann eine neue Zeit. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Dreimal wird das gesagt, sie wickelte ihn in Windeln. Das heißt, sie hat ihr Kind unheimlich gut behütet. Hat es an ihr Herz gedrückt und das Kind zu ihrem Anliegen gemacht. Und damit hat Gott am Herzen eines Menschen leben dürfen. Es geschah eine Zeitenwende, weil Gott nicht mehr bloß Ratschläge erteilte, Gott nicht mehr Anweisungen gab, nicht mehr Friedensabkommen mit dem Menschen schloss, sondern Mensch wurde. Das Wunder der Gnade hat sich in dieser Nacht gezeigt. Das Gesetz des Lebens ist die erbarmende Liebe eines Gottes, der den Menschen erschienen ist und an einer jungen Frau und in ihrem Herzen einen Platz gefunden hat. Plötzlich ist Bethlehem die Hauptstadt der Welt. Eine neue Zeitrechnung beginnt. Es öffnet sich der Himmel und die Ansage des Friedens kommt auf die verwundete Erde. Das erzählen wir heute Nacht der ganzen Welt, einer verwundeten Menschheit, in ein Thema der Polarisierung hinein, in dem es Kriege und Krisen gibt. Dahinein erzählt die Christenheit – die katholische Kirche heute, die orthodoxe Kirche ein wenig später – da hinein erzählen die Christen: ein Kind ist der Retter der Welt. Eine Gegengeschichte in einer neuen Gesellschaft. Eine von Rom aus und von einem irdischen Herrscher aus gesteuerte Welt muss hören, dass ein Kind der Retter der Welt ist. Die römische Kaiserpropaganda hat diesen Titel „Retter“ für den Kaiser reserviert. Jetzt aber, in der Schwachheit eines Kindes, in der Verwundbarkeit eines Kindes, erscheint die Liebe Gottes und es gibt Menschen, die diesem Kind Raum geben. Nachtasyl erfährt das Kleine. Und die Viehhüter und die Sternsucher finden in der Notunterkunft des Stalles ein Kind. Sie nehmen es auf den Arm und spüren sein leises Herzklopfen an der Tür zur Menschlichkeit.

 

Wir erzählen, dass nicht nur bloß als Erinnerung. Sondern uns wird dieses Kind in der Gestalt der Heiligen Kommunion in die Hand gegeben. Und wir machen aus unseren Händen eine kleine Krippe. Und da legen wir bei der Kommunionausteilung dieses Kind hinein in der Gestalt des Brotes. Plötzlich werden Ihre Hände heute in diesem Gottesdienst zu einer kleinen Krippe, woraus die Tiere gefressen haben, damals in der Krippe. Aus diesem Holz wurde das Kreuz gebaut. Und das Kind hatte die Kraft als Erwachsener, mit seinem Gott, von dem es kam, dem Tod das Leben abzuringen. Und so wird Ihnen heute, wenn Sie zur Kommunion kommen, das Leben in die Hand gegeben und Sie dürfen es zu Ihrem Anliegen machen. Nehmen Sie es auf, dieses Kind von Bethlehem, in der Heiligen Kommunion heut und spüren Sie das leise Herzklopfen in sich selbst und in dem menschgewordenen Gott an der Tür zur Menschlichkeit unseres Herzens. Gott sucht sich den Hintereingang ins Paradies. Und wenn es in ihrem Herzen von innen her klopft, heute, dann öffnen Sie selbst und treten ein in die Herberge, wo ihre Seele diesen Gott spürt. Gott wird Mensch und Vergöttlicht so den Menschen. Gott in der Niedrigkeit und Verwundbarkeit unseres eigenen Herzens, geht in uns ein, damit wir Menschen Gott werden. Ein heiliger Tausch vollzieht sich heute Nacht. Und der verändert die Welt. Paulus, wir sind dir sehr dankbar, dass du geschrieben hast dem Titus: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“. Die Menschheit braucht heute Weihnachten. Den Hintereingang ins Paradies. Wenn es von innen klopft und Menschen öffnen und Gott ein Mensch wird.

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