Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

30.07.2023

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Festmesse WINZER KREMS


Predigt

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Liebe Pfarrer! Lieber Diakon!

Liebe Landeshauptfrau! Lieber Bürgermeister!

Liebe Abgeordnete, die heute da sind! Liebe Obleute WINZER KREMS!

 

Ich habe an Ihren Gesichtern gesehen, dass sich manche gedacht haben: Nach der Predigt hätte ich vielleicht doch Pfarrer werden sollen. Unser Herrgott hat schon gewusst, was guttut. Deshalb bin ich froh, dass ich Christ bin und nicht einer anderen Religion angehöre, wo es so etwas nicht gibt wie bei uns im Christentum. Das Christentum hat schon seine Vorteile. Sie merken, das ist eine Werbeansprache, natürlich für unsere Berufe, aber mehr noch für die Freude am Christ-Sein. Sie hätten ja nicht gedacht, dass Sie bei Glatt & Verkehrt so schnell in der Seligkeit sind. Aber es ist gut, dass Sie heute da sind.

 

Es ist ein Geschenk für unser Land, dass es so viele Menschen gibt, die sagen: „Dieses Stück Land, das darf ich mein Eigen nennen. Und in diesem Stück Land gibt es die Kostbarkeit eines Weingartens.“ Wir haben heute das Evangelium nicht extra ausgesucht, wo ein Kaufmann einen Acker kauft, sondern das wird in allen katholischen Gottesdiensten gelesen. Es ist ein Gleichnis, das Jesus, der ja sehr am Land unterwegs war unermüdlich als Wanderprediger in Galiläa, wusste, was die Natur den Menschen an Botschaften ausrichtet. Er hat das Gleichnis gebracht: Gott kann dir so kostbar sein, wie ein Schatz in einem Acker. Und das bist du bereit, alles dafür zu geben.

 

Ich danke allen, die bei WINZER KREMS ein Stück unserer Heimat bewirtschaften, hinausgehen, im Staunen wahrnehmen, wie kostbar die Trauben auf den Rebstöcken sind. Weil sie dadurch lernen, Dinge geschehen zu lassen. Niemand von uns kann das Wachsen des Weines beschleunigen. Aber Sie gehen ganz behutsam damit um, damit der Weinstock entsprechend Frucht bringen kann. Sie wagen es dann noch, im Fruchtbringen einzugreifen, dass er eine noch bessere Frucht bringt. Damit machen Sie etwas, was unserem Leben unheimlich viel innere Kraft gibt. Nicht die Fülle und die Menge macht es manchmal, sondern die Kostbarkeit, die in den Dingen liegt. Das herauszuschälen ist vielleicht schmerzvoll, aber langfristig heilsam. Sie lernen sehr viel, wenn Sie rausgehen in die Weingärten, dort mit Mühe unterwegs sind und sich sorgen, dass die Frucht reif wird. Und Sie können es doch nicht beschleunigen. Wir lernen, Dinge geschehen zu lassen und wissen, es ist eine Kostbarkeit.

 

WINZER KREMS ist für mich ein Wunder von Miteinander und Gemeinschaft. Über 700 Winzer halten einander aus und danken, dass es welche gibt, die sagen: „So sollten wir es machen, damit wir auf die Bühne kommen.“ Ich gratuliere allen, die mit Umsicht und mit Klugheit einen solchen Wein produzieren, dass Sie auf die Bühne der Welt geholt werden, wie unlängst erst in Großbritannien. Sie werden auf die Bühne geholt mit Menschen, die sagen: „Wir müssen beim Rebstock noch schauen, dass die Pilze sich nicht durchdrängen.“ Sie machen Symposien und helfen den kleineren und größeren Weingartenbesitzern, zu einer Qualität zu kommen, wo alle sagen: „Wir sind WINZER KREMS.“

Da arbeiten Menschen zusammen, in dem sie aufeinander schauen und einander den Schatz im Acker nicht neidig sind. Das ist eine Kostbarkeit, die Sie unser Land lehren, in Ihrem Umgang miteinander. Dafür bin ich als Bischof sehr dankbar. Und Sie lernen auch, und damit komme ich zum zweiten Bild, das Jesus gebraucht: Jesus sagt: Da suchte jemand Perlen, und als er eine kostbare Perle fand, verkaufte er alles und kaufte sie. Perlen entstehen aus den Wunden der Austern. Sobald in die Muschel ein Stein hineinkommt und die Muschel verletzt wird, versucht sich die Muschel zu schützen und umhüllt diesen kleinen Stein mit einer Schicht, die dann die Perle macht. Perlen sind Verwundungen des Lebens.

 

Jeder und jede trägt diese mit. Auch die Geschichte der WINZER KREMS hat Verwundungen. Mit Achtsamkeit, mit Verantwortung mit Respekt – ich sage es in der Kurzformel: Mit Liebe wird aus Verwundungen eine Perle. Unser Gott sagt, Perlen aus den Verwundungen des Lebens sind Kostbarkeiten. Unser Leben ist nicht vollkommen und muss es auch nicht sein. Wir müssen nicht immer die Besten sein und die Ersten und die Unantastbaren. Wo immer unser Leben, unsere eignen Verwundungen mit Lieben angenommen werden und umhüllt werden, entsteht eine Kostbarkeit. Wo wir das verschweigen, wo wir sagen: „Nein, so bin ich nicht. Ich bin der Beste“, da bleibt die Muschel leer. Nur dort, wo die Verwundung umhüllt wird mit Liebe, entstehen die Perlen.

 

Unser Gott ist einer, der sich verwunden ließ, der sich schlagen ließ und der nicht davon abließ, der Welt zu sagen: Und wenn ihr mich festnagelt, ich umarme dennoch noch immer die Welt. Er hat der Liebe über den Tod hinaus zum Durchbruch verholfen.

 

Wenn Sie im Weingarten stehen und die Trauben schneiden oder ernten. Wenn Sie in die Natur sehen. Nichts davon können Sie mitnehmen. Kein Quadratmeter Ihres Weingartens passt in Ihren Sarg. Das einzige was Sie mitnehmen können, ist die Liebe, die Sie verschenkt haben. Verwundungen die Sie ausgehalten haben und vernarben ließen und wo Perlen entstanden sind und wo es heißt: „In deiner Verletzlichkeit, liebe ich dich und bist du für mich so kostbar.“

 

Mit dieser Lebensweisheit wird WINZER KREMS weiterhin erfolgreich sein. In dem Sie sagen: Wir schauen aufeinander, respektieren einander in den Grenzen, wir halten einander aus in Verletzlichkeit, weil wir einander achten und wissen, uns allen ist dieses Stück Heimat anvertraut, um es zu bebauen und der nächsten Generation als Weingarten zu überlassen.

 

Sie haben manche Weinstöcke gesetzt, von denen Sie wahrscheinlich noch nicht viel ernten werden, aber die nächsten Generationen. Sie denken nachhaltig auf Zukunft hin. Und Sie haben selber Weinstöcke, wo dann draufsteht auf der Weinflasche: „Alte Reben.“ Und niemand von Ihnen hat diese gepflanzt, aber Sie haben die Kostbarkeit veredelt.

 

Wenn wir da, in diesem Umgang miteinander noch sagen: „Gott, ich darf Du sagen zu dir. Du lässt uns in einem Land wohnen, in dem wir in Frieden miteinander das Land bebauen und die Ernte genießen dürfen.“ Es stimmt dann doch, was der Senior-Pfarrer gesagt hat: „Seligkeit.“ Atmen Sie das bei dieser Feier ein wenig ein. Amen.

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