Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

05.04.2023

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Chrisammesse 2023


Predigt

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Chrisammesse

Mittwoch, 5. April 2022, 16.00 Uhr

Dom zu St. Pölten

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz, St. Pölten

 

  1. Lesung: Jes 61,1-3a.6a.8b-9 Lesung: Offb 1,5-8

 

Evangelium: Lk 4,16-21

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst!

In der Nacht zum Ostersonntag hin werden viele von euch Alpha und Omega auf die Osterkerze schreiben. Jene Worte, die wir in der Lesung gehört haben aus der Offenbarung des Johannes. Ihr werdet das Licht anzünden in der Dunkelheit vor der Kirche und das in unserer Zeit, wo die Welt an vielen Stellen so außer Atem gekommen ist. Wo auf unserem Kontinent, aber auch auf anderen Kontinenten, Krieg herrscht. Wo durch Erdbeben Menschen Hunger leiden. Wo Verzweiflung ist. Wo in unserem Land manche Unsicherheit da ist im Gespräch der Menschen miteinander. Zwischen den Generationen, zwischen den verschiedenen Parteiungen, die es gibt. Wo das Miteinander neu gelernt werden muss. In diese, unsere Zeit, werdet ihr die Osterkerze tragen. Und das Licht wird die Kraft haben, in der Dunkelheit Orientierung zu geben.

Aber bevor das geschieht, seid ihr heute hier in der Domkirche. Ihr feiert mit uns Bischöfen, den Priestern miteinander in Konzelebration, Eucharistie. Es sind Bischöfe hier, die einige von euch geweiht haben. Manche wurden hier, in dieser Domkirche geweiht. Wir dürfen uns jetzt daran erinnern, dass wir durch Weihe hineingenommen sind in die Sakramentalität von Kirche. Die Kirche ist sakramental verfasst. Durch das Geschenk der Weihe sind wir hineingenommen in die Gnadenwirklichkeit des Mysteriums von Kirche. In einer Zeit, in der über die Lebensweise von Priestern diskutiert wird, in einer Zeit, in der abgestimmt wird, etwa beim deutschen Synodalen Weg, ob es Priester braucht oder nicht braucht. In einer Zeit, in der manche sagen, dass man das doch anders organisieren kann. Innerkirchlich und außerkirchlich werden Priester und auch wir Bischöfe in Frage gestellt.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie dankbar ich bin, dass ihr da seid. Dass ihr sagt: „Da, in dieser Zeit erinnere ich mich an meine Weihe, da, in dieser so unsicheren Zeit verspreche ich, was ich bei meiner Weihe versprochen habe.“ Ich bin euch sehr dankbar, dass für unsere Zeit in unsere Welt, in unsere Lebenssituation hinein, ihr da seid.

Priestertum haben wir nicht erfunden. Das ist ein Geschenk Gottes, in das wir hineingenommen wurden. Wo wir in uns hineinrufen ließen durch Berufung, und dann hat die Kirche uns erwählt und ein Bischof hat uns die Hand aufgelegt und gesagt: „Die Kirche traut dir zu, dass du das Gnadengeschenk, das Gott der Welt gemacht hat, sakramental weiterschenkst.“

Erinnert auch heute auch an eure Primiz und die vielen Menschen, die gesagt haben: „Danke, dass du Priester geworden bist.“ Viele in den Gemeinden danken es euch. Ich erlebe das auch sehr oft mit dem Generalvikar, wie Gemeinden kommen und sagen: „Wir müssen unbedingt wieder einen Priester haben. Wir brauchen einen Priester. Und nur für uns wollen wir ihn haben.“ Oder: „Wir wollen unseren Priester jetzt nicht hergeben für andere Pfarrgemeinden, wir brauchen ihn alleine.“ Wir führen eine Reihe solcher Gespräche.

Ich bin froh, dass unsere Seminaristen das hören, dass die Pfarrgemeinden darauf warten. Und sagt es weiter, auch der jungen Generation. Gott sei Dank leben wir in einem Land, wo Priester gesucht werden. Ich bin auch sehr dankbar, dass es eine große Gruppe von Priestern gibt, die in den Stiften und Ordenshäusern ihre Berufung als Mönche leben und in der Diözese für die Menschen da sind. Ich danke den Äbten, die da sind, und sagt es auch den anderen Äbten, die heute nicht da sind. Ich bin sehr dankbar für den Dienst dieser heiligen Oasen, die wir in unserem Land haben. Diese Stätten des Heiligen, des Gebetes, der Mystik, der Innerlichkeit. Wo in großer spiritueller Tradition Ordensleben miteinander gestaltet wird, und dann wird es hinausgetragen im Seelsorgedienst zu den Menschen. Es wird hinausgetragen das Heil, das Christus uns schenkt. Priester sollen ja nicht nur organisieren, arrangieren, anstoßen, managen; nein, Priestersein heißt mit Christus bei den Menschen sein und mit Christus auch das Innerste aufs Spiel zu setzen, in der Hingabe für die Einzelnen. In der großen Freiheit, dass wir Gnade nicht machen können. Auch nicht so vermitteln können, sondern im Beten uns dem Geheimnis nähern und dann darauf vertrauen, dass Gott das Seine wirkt.

In einer Welt der Gleichgültigkeit Gott gegenüber, in einer Welt, wo es manchmal auf offene Feindschaft Gott gegenüber gibt, ist Priestersein auch Nahe-Sein dem Gekreuzigten. Ich maße mir nicht an, dass wir da schon hineingewachsen sind, aber er führt uns heran an dieses Kreuztragen für die Menschen. Das Geschenk der Lebenshingabe auf Golgota wird für uns zur Herausforderung, in der Lebenshingabe hineinzuwachsen. Wir können ja nicht die Wandlungsworte sprechen und uns herausnehmen. Das sagen wir ja nicht wie eine Information, wie ein Nachrichtensprecher am Abend: unbeteiligt, distanziert. Sondern wenn wir die Wandlungsworte sprechen, dann sind wir hineingenommen in den Tod und die Hingabe Jesu. Wir sind aber diejenigen, die es ihm ermöglichen, seine Sehnsucht zu leben. Jesus hat gesagt: „Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Paschamahl zu feiern.“ Und jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern, ermöglichen wir, dass Jesus diese Sehnsucht erfüllt bekommt durch unseren Dienst.

Wir ermöglichen es ihm, das Paschamahl zu feiern. Dieses Hinüberführen der Menschheit über die Schwelle des Todes in die Herrlichkeit. Dahinein, in diesen Weg vom Diesseits zum Jenseits, begleiten wir die Menschen. Wenn ihr einem Kind den Himmel eröffnet bei der Taufe, und das Kind oder auch Erwachsene damit salbt, dass sie Christus in sich tragen, diese Ausstrahlung Christi leben lernen. Manche werden mit dem Öl, das heute geweiht wird, die Firmung feiern. Jungen Menschen sagen, „du bist besiegelt. Lebe, dass Christus in dir ist.“ Und dann müssen wir sie auslassen, die jungen Leute und wieder ziehen lassen, und irgendwann werden sie vielleicht wiederkommen. Aber sie tragen dieses unauslöschliche Mal auf ihrer Stirn und in ihrem Herzen, dass Christus sie einmal geprägt hat und noch immer liebt.

Ich werde heute das Öl für die Kranken salben und ihr werdet damit zu den Kranken und Sterbenden gehen. Ich danke auch, dass ihr euch rufen lasst. Dass ihr kommt, manchmal in der Nacht. Manchmal mitten im Arbeitsprozess,seid ihr gerufen, um einem Sterbenden zu sagen: „Du bist getröstet mit diesem heiligen Öl, mehr noch: In Erinnerung an die Taufe bist du Christus gesalbt, in den du im Sterben hineinverwandelt wirst.“

Ich danke euch, dass ihr mit dem Öl zu den Menschen geht, das wir heute hier salben mit eurem Gebet. Und dass ihr selber lebt, dass die Gnade ein Geschenk ist und nicht eine Technik. Das möge für euch entlastend sein. Ich möchte nicht so ideal vom Priester reden, sondern sagen: Was uns da gegeben ist, das ist, die Gnade Gottes zu vermitteln. Das ist nicht die Frucht einer Technik, sondern Geschenk Gottes. Mit offenen Händen zu den Menschen kommen, mit gesalbten Händen ihnen begegnen. Jedes Mal, wenn ihr das Öl nehmt, salbt ihr euch ja selber auch damit zunächst. Und dann erst das Kind oder den Firmling oder den Sterbenden.

Stärkt euch durch diese Feier und teilt mit mir die Freude, dass wir so viele in unserem Land sind, die für die Menschen priesterlich da sein dürfen.

Die Diakone unterstützen uns dabei und denen danke ich heute auch ganz besonders. Mit den Priestern sind wir verbunden im Presbyterium, mit den Diakonen im Klerus. Danke den Diakonen, sie tragen uns die Osterkerze voraus. Sie schicken uns am Schluss der Eucharistie hinaus und sie sagen uns, worum wir beten sollen in unserem Gottesdienst.

Liebe Mitbrüder im diakonalen Dienst! Auch euch ein ganz vom Herzen kommendes Danke für euer stilles, oft von der Familie ganz aufopfernd mitgetragenes Dasein für die Menschen. Wenn ihr verheiratet seid, sagt den Ehefrauen meinen Dank. Euren Kindern, die oft verzichten müssen auf den Vater, wenn er am Wochenende Dienst macht. Es geschieht durch euch so viel Heilsames in unserem Land. Sagt das Gute, das ihr wahrnehmt. Und wann immer ihr das macht, leuchtet die Osterkerze auf. Amen.

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