Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

26.02.2023

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Hirtenbrief Fastenzeit 2023


Predigt

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In den Her­aus­for­de­run­gen des Le­bens Gott treu blei­ben

 

Liebe Schwes­tern und Brü­der!

Am ers­ten Fas­ten­sonn­tag lesen wir in un­se­ren Sonn­tags­got­tes­diens­ten das Evan­ge­li­um von der Ver­su­chung Jesu in der Wüste (Mt 4, 1 – 11). Jesus war 40 Tage in der Wüste auf sich al­lei­ne ge­stellt und an­ge­wie­sen auf das, was die Schöp­fung für ihn be­reit­hielt. Wir er­fah­ren nicht, wie es ihm dabei er­gan­gen ist. Es wird nicht er­zählt, ob es schwer für ihn war, ob er kör­per­lich er­schöpft war, ob er auf­ge­ben woll­te, ob er es be­reut hat. Nein, es wird in der bi­bli­schen Er­zäh­lung über­lie­fert, wie er in diese stra­pa­ziö­se All­tags­si­tua­ti­on hin­ein ver­sucht wurde. Also genau dort­hin­ein, wo es für Jesus aus dem ir­di­schen Ver­ständ­nis her­aus be­trach­tet, eine sehr her­aus­for­dern­de Zeit war, genau da ver­sucht ihn der Teu­fel von sei­nem Weg ab­zu­brin­gen. Er­staun­lich, dass diese Ge­schich­te seit zwei­tau­send Jah­ren an Ak­tua­li­tät nicht ver­lo­ren hat.

 

Auch wir leben heute in einer Zeit, die uns immer wie­der vor enor­me Her­aus­for­de­run­gen stellt. Den­ken wir an den Krieg in der Ukrai­ne, das schwe­re Erd­be­ben in der Tür­kei, die Corona-​Pandemie, die zahl­rei­chen Un­ru­hen, exis­ten­zi­el­le Ängs­te und Geld­sor­gen in vie­len Fa­mi­li­en, Streit, Schei­dung, Un­zu­frie­den­heit, die Klima-​Krise und vie­les mehr. Auch wir wer­den ver­sucht, das Ver­trau­en in un­se­ren Gott zu ver­lie­ren. Wir wer­den auf die Probe ge­stellt. Immer mehr Men­schen wen­den sich von Gott und von der Kir­che ab, mit der Be­grün­dung, dass Gott nicht gut sein könne, wenn er das alles ge­sche­hen lasse. Die­je­ni­gen, die immer noch in die Kir­che kom­men, die mit Gott in Ver­bin­dung blei­ben im Gebet, im Fas­ten, im Fei­ern der Got­tes­diens­te, sie wer­den immer we­ni­ger. Man könn­te den­ken: Das Zeit­al­ter der Hoff­nungs­lo­sig­keit und Re­si­gna­ti­on ist an­ge­bro­chen. Was also tun?
Am Bei­spiel Jesu er­fah­ren wir, dass die Vor­schlä­ge des Sa­tans für Jesus nicht in Frage kom­men, auch und ob­wohl das Hun­gern und Dürs­ten aus der mensch­li­chen Sicht be­trach­tet ihm alles ab­ver­lang­te. In un­se­re Zeit über­setzt be­deu­tet es: Die­ser Be­ginn der Fas­ten­zeit 2023 schenkt uns er­neut die Chan­ce den Ver­su­chun­gen un­se­res All­tags zu wi­der­ste­hen. Ei­ni­ge Mög­lich­kei­ten, dass dies ge­lin­gen kann, könn­ten sein, das Ge­gen­teil un­se­rer mo­men­ta­nen All­tags­wirk­lich­keit zu ent­de­cken: Der Ver­su­chung des Krie­ges und des Strei­tes zu wi­der­ste­hen, um sich für den Frie­den und das für­sor­gen­de Mit­ein­an­der ein­zu­set­zen, ist eine Mög­lich­keit.

 

Im Blick auf den Krieg, die vie­len Krank­hei­ten und die Um­welt­ka­ta­stro­phen wie Erd­be­ben, Über­schwem­mun­gen, Stür­me, Dürre und der­glei­chen ist es hilf­reich, zu er­ken­nen, dass der Groß­teil un­se­res Lan­des ver­gli­chen mit an­de­ren Län­dern weit­ge­hend ver­schont ge­blie­ben ist. Dafür braucht es aber For­men der Dank­bar­keit. Das kann durch Ge­be­te, durch Wall­fahr­ten, durch Spen­den und/ oder per­sön­li­chen Ein­satz für die Be­trof­fe­nen und der­glei­chen ge­lin­gen.

 

Diese Fas­ten­zeit 2023 ist ein­mal mehr die Chan­ce un­se­ren Blick auf das zu rich­ten, was gut ist. Damit set­zen wir ein Zei­chen, der Ver­su­chung des Jam­merns, des Pro­tes­tie­rens und des Kla­gens zu wi­der­ste­hen, weil wir uns das Ver­trau­en in un­se­ren Gott nicht er­schüt­tern las­sen. Wir blei­ben ihm treu trotz aller Wid­rig­kei­ten, die das Leben be­reit­hält. Wir ver­ges­sen den­noch nicht zu dan­ken für das Gute, das er uns jeden Tag zu­kom­men lässt: Den Auf­gang der Sonne, das fri­sche Was­ser, den Regen, das Grün un­se­rer Wie­sen und Fel­der, den freund­li­chen Blick eines Men­schen, das La­chen, das er uns durch an­de­re ins Ge­sicht zau­bert und vie­les mehr.

 

Ich lade Sie ein, liebe Schwes­tern und Brü­der, diese Fas­ten­zeit als Ent­de­ckungs­rei­se auf den Spu­ren Got­tes zu er­le­ben. Meis­tens ist es dabei hilf­reich, schlech­te Ge­wohn­hei­ten beim Essen, in der Ar­beits­ein­tei­lung und/ oder im Blick auf un­se­re Be­we­gungs­freu­dig­keit zu än­dern, um so in ein an­de­res, ein neues Be­wusst­sein der Liebe und Dank­bar­keit auf Gott hin zu kom­men, ohne dabei die Men­schen in Not aus den Augen zu ver­lie­ren.

 

In die­sem Sinne wün­sche ich Ihnen allen eine ge­seg­ne­te Fas­ten­zeit.

 

Dr. Alois Schwarz
Diö­ze­san­bi­schof

Hier fin­den Sie den Fas­ten­brief zum her­un­ter­la­den.

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