Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

27.01.2021

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Erfahrungsräume der Nähe Gottes suchen


Aktuelles

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Immer wieder heißt es, dass die Kirche in der jetzigen Zeit zu wenig präsent ist. Die bisherige Form des kirchlichen Lebens, mit der gemeinsamen Feier des Sonntagsgottesdienstes im Mittelpunkt, gibt es derzeit in der gewohnten Form nicht. Erfahrungsräume des Glaubens müssen neu gesucht werden. Wichtig ist, dass wir unseren Blick auf die Menschen richten und von ihnen lernen, welche Botschaft wichtig ist und welches Wort Trost und Hoffnung schenkt.

 

Diese Haltung brauchen wir jetzt, denn wir können nicht warten, bis es heißt, dass die Pandemie vorbei ist. Jetzt gilt es, neue Erfahrungsräume der Nähe Gottes zu suchen, um das Miteinander zu stärken, auszubauen, zu verbessern, zu betonen. Wir erfahren immer wieder, dass Kirche dann bedeutsam ist, wenn sie den entsprechenden Raum und Rahmen für ein persönliches Erleben der Nähe Gottes bietet. Für mich ist es eine wichtige Aufgabe, den Glauben als etwas anzubieten, das „mehr als notwendig“ (Eberhard Jüngel) ist. Glaube möchte bereichern, nicht „gebraucht“ werden.

 

Das Evangelium ist lebensrelevant, auch auf dem Marktplatz anderer Sinnangebote. Das Evangelium motiviert zu Großzügigkeit, zum Schenken, zur Liebe und Fürsorge, zur Empathie und lädt ein, die eigene Bequemlichkeit zurückzustellen, um anderen zu dienen. „Die Liebe von Menschen zu spüren, die wir lieben, ist ein Feuer, das unser Leben nährt“, schreibt Pablo Neruda.

 

Viele, die jetzt nicht in den Kirchenbänken am Sonntag sitzen, werden woanders gebraucht. Sie helfen, beraten und trösten. Die Theologin Petra Bahr schreibt dazu treffend: „Vielleicht müssen die Kirchen ihre Unsichtbarkeit aushalten, damit der sichtbar wird, den sie bekennen.“ Aus der Freundschaft zu und in Gemeinschaft mit Jesus Christus erhalten wir eine Kraft zur Solidarität und eine große Offenheit für Gastfreundschaft. Mit Jesus in unserer Mitte und gestärkt von seinem Geist finden wir in neuen Feldern der Seelsorge Menschen mit Sehnsucht nach einem Leben mit Gott.

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