Diözesan­bischof Dr. Alois Schwarz

16.04.2019

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Was bedeutet Ostern?


Aktuelles

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Wir sind am Palmsonntag eingetreten in die dichte, die große, die heilige Woche. Vor wenigen Tagen hat Jerusalem Jesus wie einen König empfangen, sie haben Hosianna gerufen, sie haben gejubelt und wollten dort sein, wo er ist.

 

Wenige Tage später ist die Stimmung, so würde man wohl heute sagen, umgeschlagen. Jesus selbst erinnert die Menschen daran, dass sie ihn ausliefern werden, und keiner kann es so recht glauben. Beim letzten Abendmahl sitzen sie zusammen, hören und reden und sind ganz Gemeinschaft, bis in der Nacht dann der Verrat geschieht.

 

Der Karfreitag, dieser dunkelste aller Tage, ist in besonderer Weise von Stille, Besinnlichkeit und Fasten geprägt. Es verstummen die Orgel und die Glocken. Der Tag steht im Zeichen der Trauer. Eine Trauer, die nicht nur vom Sterben von Jesus Christus am Kreuz, verurteilt, verlassen, verspottet, herrührt. Der traurige Tag Karfreitag ist oft auch verbunden mit der eigenen Trauer um Leiden und Sterben im unmittelbaren Leben.

 

In den Kirchen wird an diesem Tag keine heilige Messe gefeiert, der Gottesdienst beginnt und endet im Unsagbaren. In der Kreuzverehrung, im Niederknien zum Gekreuzigten, tragen wir all unsere Sehnsucht nach Liebe und Vergebung zu Jesus Christus hin. Unser persönliches Scheitern und die eigene Unzulänglichkeit dürfen bei ihm, dem Gekreuzigten, niedergelegt werden. Sehen wir die Kreuze in unserer Umgebung anders? Nehmen wir Christus am Kreuz wieder in den Blick unseres Lebens? Sehen wir den Anfang, den Gott mit diesem Ende setzt? Sehen wir, wie Jesus seinen Geist an die Welt übergibt? Sehen wir, dass Kreuz und Auferstehung zusammengehören? Alles, was wir Menschen in den Kartagen feiern, kennen wir aus unserem Leben: Tod, Trauer, Schicksal, Lebenserfahrung.

 

Osternächte geprägt vom Feuer

Die Dunkelheit des Karfreitags zieht sich in die Spannung des Karsamstags hinein. Der Karsamstag steht ganz im Zeichen der Trauer über den Tod Jesu. Andererseits ist der Karsamstag jener Tag, der hineinverläuft in die Osternacht, der bereits eine Ahnung kennt vom Osterlicht. Die Osternächte hier in der Diözese sind geprägt vom Feuer, von der Gemeinschaft, an vielen Orten hört diese Nacht nicht auf, bis das Licht des Ostersonntages anbricht und Ostern kommt. Davor geschehen noch unsagbare und herausfordernde Ereignisse, die uns die Zusage geben werden: Er ist auferstanden. Bis wir sagen können: Die Liebe besiegt den Tod. Bis wir sagen können: Das Leben kommt vom Tod zum Leben. Bis wir sagen können: Es ist Ostern gekommen, mit seinem Licht, seinem Glanz, seiner Freude, mit dem Durchdringen des Todesschattens, mit dem ewigen Leben.

 

Für uns Christen ist Ostern „das höchste Fest im Jahreskreis“. Aber was bedeutet das? Ostern bedeutet, dass am Ende des Lebens nicht der Tod steht, sondern ein Weiterleben bei Gott. Es bedeutet, dass Leidsituationen, Lüge, Unrecht und Hass nicht das letzte Wort haben. Es bedeutet, dass Ostern die Überwindung von allem Schweren in unserem Leben ist. Es ist die Weiterführung des Lebenssinnes. Ostern ist für uns Christen tiefes Angenommensein und innerer Frieden im Wissen und Glauben an die Auferstehung. Ostern ist ein Fest des Lebens, es ist das klare „Ja“ zum Leben, das klare „Ja“ Gottes zu uns Menschen. Das Osterfest ist der stärkste Protest der Hoffnungslosigkeit und Resignation. Im Exsultet, mit dem wir die Osternacht beginnen werden, singen wir „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast Du gefunden“.

 

Glauben wir daran. Lassen wir Gutes aus dem Bösen hervorgehen. Feiern wir den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod. Unsere Wunden vernarben im Schatten seiner Wundmale. Feiern wir den Neuanfang des Lebens. Glauben wir Gott, dass er uns liebt.

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